10 Jahre Trachtenkulturzentrum

10 Jahre Trachtenkulturzentrum – welche Erfahrungen wurden gesammelt?

Wie die Zeit vergangen ist: Am 2. Mai 2015 wurde das Trachtenkulturzentrum in Holzhausen eingeweiht und eröffnet – vor zehn Jahren war dieser Tag ein Festtag für die Trachtler des Bayerischen Trachtenverbandes. „Die finanzielle Unterstützung des Staates ist bestens angelegt“ war die Aussage von Ministerpräsident Horst Seehofer a.D (2008-2018) bei der Einweihung 2015.

Mit über 1.000 Handwerkern und Helfern sowie in über 30.000 Arbeitsstunden sind in 10-jähriger Planungs- und Bauzeit eine Geschäftsstelle, ein Zeltlagerplatz, ein Jugendplatzversorgerhaus, ein Museum, ein Depot, eine Jugendbildungsstätte und ein Veranstaltungsstadel entstanden. Seit 2023 ist das Trachtenkulturzentrum um das Cafe Komod, einen Museumsausbau über drei Stockwerke im Pfarrhaus und einen Lagerstadel erweitert worden.

Da immer nur abschnittsweise gebaut wurde, sobald die Finanzierung stand, war der Verband trotz der hohen Baukosten von über sieben Millionen Euro nicht verschuldet und es sind keine Altlasten zu begleichen. Die Gäste konnten sich am Eröffnungstag des Trachtenkulturzentrums davon überzeugen, was durch Gemeinschaft und Zusammenhalt alles möglich ist.

Bei der Einweihung war unter den über 1000 geladenen Gästen auch SKH Franz von Bayern, der die Schirmherrschaft für das Trachtenkulturzentrum übernommen hatte. Inzwischen haben zahlreiche Veranstaltungen im Trachtenkulturzentrum einen festen Platz im Veranstaltungskalender und ziehen viele Gäste an.

Anna Felbermeir hat dem Geschäftsführer des Bayerischen Trachtenverbandes, Andreas Oberprieler, zu den zurückliegenden zehn Jahren einige Fragen gestellt:

Andreas, wie lange arbeitest du nun schon in Holzhausen?
Ich habe am 2. Mai 2013 als Geschäftsführer der Bayerischen Trachtenjugend begonnen. So habe ich noch den Ausbau des Bildungshauses und des Stadels voll begleitet. Zusammen mit Günter Frey, damals noch Landesjugendvertreter, habe ich mich in den Lenkungsausschüssen in die damals aktuellen Planungen eingebracht.

An was denkst du zuerst, wenn du zurückschaust auf zehn Jahre Trachtenkulturzentrum?
Ein Wahnsinn, was sich ein ehrenamtlicher Verband zugetraut hat. Und das gegen immense Widerstände in den eigenen Reihen. Und noch beeindruckender für mich ist, dass das ganze Trachtenkulturzentrum ehrenamtlich geführt wird und sich finanziell trägt. Wir in den Geschäftsstellen arbeiten zu und bringen uns rege ein. Die Entscheidungen aber liegen bei den Vorstandschaften. Und das ist im Ehrenamt sehr bemerkenswert!

Welche Neuerungen haben sich in der Zwischenzeit ergeben?
Zum einen die vielen Veranstaltungen, wie Adventsmarkt, Kunst& Garten oder auch die Veranstaltungen im Café. Generell ist der Verband nach außen hin viel präsenter. Und das nicht nur durch die Veranstaltungen in Holzhausen, sondern auch durch die vielen Initiativen und Aktionen des BTV, der Sachgebiete und Gauverbände. Der Tag der Tracht, die Aktionen zu 140 Jahre Trachtenbewegung in Bayern oder die immer professioneller aufgezogenen Seminare der Sachgebiete zeugen von der Kreativität und Leidenschaft der Trachtlerinnen und Trachtler. Die größte Neuerung ist sicherlich das Museum, das wir 2023 im September eröffnet haben. Es ist ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des BTV und erfährt sehr viel Anerkennung bei den Besucherinnen und Besuchern.

Wo sind bereits Renovierungen gemacht worden?
Große Renovierungen sind bisher eigentlich nicht angefallen. Heuer haben wir vor, die Fassaden des Augustiner-Stadels wie auch des Bildungshauses zu streichen. Dazu werden wir aber sicherlich wieder auf die Hilfe aus den Gauverbänden zählen können. Angepackt wurde die Sanierung des Dachgeschosses im Pfarrhaus. Aber das war eine schon immer geplante Maßnahme, weshalb ich das nicht als Renovierung ansehen würde.

Was hat sich gut entwickelt, was nicht?
Gut entwickelt haben sich die großen und kleinen Veranstaltungen im Trachtenkulturzentrum. Auch wenn sie viel Arbeit für Ehren- wie Hauptamtliche bedeuten, tragen sie doch in erheblichem Maße zur Wahrnehmung des Verbandes bei. Sie sind sehr gut besucht und so kommen wir immer mehr ins Gespräch.
Gut haben sich auch die Belegungen im Bildungshaus und Stadl entwickelt. Wir sind an den Wochenenden schon weit im Voraus mit Seminaren und Feierlichkeiten ausgebucht. Wobei das auch negativ sein kann. Denn Gauverbände und Vereine müssen sich schon sehr frühzeitig melden, um Wochenendtermine zu bekommen. Zumal, wenn das ganze Haus oder der Stadl benötigt werden.
Potential haben wir noch in Bezug auf die Belegungen unter der Woche. Hier kommen zwar schon immer mehr Schulen oder Organisationen auf uns zu. Aber diesen Bereich versuchen wir stetig durch verschiedene Marketingaktionen auszubauen.

Was ist neu hinzugekommen?
Neu sind das Museum und das Café Komod. Beides haben wir 2023 eröffnet. Und beide Einrichtungen haben wiederum der Geschäftsstelle, den Vorstandschaften, dem Arbeitskreis und dem Depot sehr viel abverlangt. Beim Museum sind wir ja schon sehr innovativ unterwegs gewesen und haben uns getraut mit der Agentur Atelier & Friends viele verschiedene interaktive Stationen zu entwickeln, um die Ausstellung lebendig und interessant zu gestalten. Für das Museum kam auch enorm viel Unterstützung aus den Gauverbänden und Vereinen. Die über 100 Figurinen mussten ja erst mal bestückt werden. Und nicht jede Tracht haben wir im Depot lagern. Der Sachausschuss Trachtenpflege und Trachtenforschung musste also auf die Suche geben und sehr viel rumtelefonieren. Bekommen haben wir letztlich aber alles, was wir uns vorgestellt haben. Bemerkenswert war auch die Bereitschaft der Trachtlerinnen und Trachtler, sich für den Tracht-O-Meter fotografieren zu lassen. Die Aufnahmen haben pro Person keine fünf Minuten gedauert, die Anreise dafür teilweise mehrere Stunden. Diese Gemeinschaftsleistung ringt mir jetzt noch Respekt ab. Bei Führungen sind das auch die Geschichten, die man gut erzählen kann und die unsere Besucherinnen und Besucher sichtbar beeindrucken.

Wie hat sich die Dorfbevölkerung mit dem Trachtenkulturzentrum identifiziert?
Aus meiner Sicht wurden wir sehr gut angenommen. Natürlich gibt es ein paar Nachbarn, die den Trachtenverband mit seinen Aktivitäten als Störfaktor ansehen. Die allermeisten aber sehen uns als Bereicherung des Dorfes. Sie besuchen das Café und beteiligen sich rege an den Veranstaltungen. Sei es als Gäste oder als Mitwirkende. Beim Umbau des Museums hat uns eine Gruppe aus Holzhausen sogar geholfen den Vorplatz zu pflastern. Man sieht also, dass wir nicht nur angekommen sind in Holzhausen, sondern ein lebendiger Teil des Dorfes sind.

Bildunterschriften:
Gottesdienst im Innenhof bei der Einweihung des Trachtenkulturzentrums am 2. Mai 2015
Zeltlagerplatz der Jugend mit Versorgerhaus
Luftbild des Trachtenkulturzentrums Holzhausen
Der Augustinerstadl wird als Veranstaltungssaal genutzt
Im Backhaus wird bei Veranstaltungen das Brot gebacken
Die Kegelbahn zieht alle Generationen an
Zwischen Geschäftsstelle und Bildungshaus ist ein Kräuter- und Gemüsegarten entstanden
Im Bildungshaus übernachten die Gäste und werden vor Ort verpflegt
Im ehemaligen Pfarrhaus sind die Geschäftsstellen des Bayerischen Trachtenverbandes und der Trachtenjugend untergebracht
2023 wurde das Cafe Komod eröffnet
Ein neuer Lagerstadel wurde 2023 gebaut
Am 1. September 2023 wurd das neue Museum eröffnet
Im Museum ist u. a. auch die Gründung des ersten Trachtenvereins 1883 in Bayrisch Zell nachgestellt

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