Kirchweih an Corona: Gedanken vom Chiemgau-Alpenverband

Kirtahutsch-Freuden beim GTEV „Daxenwinkler“ Atzing

Am kommenden Sonntag ist  es landesweit wieder soweit: es kann das Kirchweihfest gefeiert werden, traditionell ist das immer am dritten Sonntag im Oktober. Das war nicht immer so: bis 1866 wurde in den Dörfern Altbayerns Kirchweih an den Sonntagen vor und nach dem jeweiligen Patroziniums-Fest der örtlichen Kirche gefeiert. Da man auch die Nachbarsgemeinden besuchte, kam es zu vielen, immer mehr und auch belustigenden Veranstaltungen. Letztlich haben die Festlichkeiten überhandgenommen und so wurden die Dorfkirchweihfeste durch ein zentrales Kirchweihfest („Allerwelts-Kirchweih“) ersetzt. Der dritte Sonntag im Oktober wurde für fast ganz Bayern festgelegt, ein guter Termin, da die Ernte eingebracht und die Feldarbeit erledigt ist.

Aber Kirchweih-Freuden in Corona-Zeiten? Darüber hat sich Anja Voit, Gaubrauchtumswartin Anja Voit aus Oberwössen für den Chiemgau-Alpenverband für Tracht und Sitte Gedanken gemacht. Gerade in Zeiten, an denen Veranstaltungen und damit persönliche Kontakte weniger werden (so ist auch die gewöhnlich vor Kirchweih angesetzte Herbstversammlung des Trachtenverbandes für seine 23 Vereine für heuer abgesagt), wirkt sich das auch auf das Kirchweihfest aus, dazu Anja Voit: „Zusammenkünfte mit Musik und Tanz wie Almkirta oder Kirchweihmärkte können nicht stattfinden. Auch ein Kirchgang ist oft aus Platzmangel oder aus gesundheitlicher Sicht nicht möglich, da müssen wir uns um den Erhalt des Brauchtums sorgen“. Aber was kann man tun? Dazu hat die Brauchtumswartin gleich selbst ein paar Vorschläge, Gedanken und Ideen. „Warum nicht Kirchweih im kleinen Kreis der Familie feiern? Das geht zum Beispiel mit einem besonderen Frühstück oder mit Krapfen und Kirchweihgans im eigenen Haus. Auch ein besonderes Gwand (Dirndlgwand, weißes Hemd…) werten den Tag auf und schenken dem Brauchtum seinen Stellenwert“. Und wer sich - so ein weiterer Gedanke - in so einem „feschen Gwand“ zu einem Familien-Spaziergang macht, der zeigt Anderen, was einem dieser Kirchweih-Festtag wert ist.

Kirtatanz in der Küche

Auch die Kirta- oder Kirchweih-Tanzveranstaltungen fallen heuer aus. Dazu Anja Voit: „Mit einer zünftigen Musi aus dem Radio oder vom Tonband kann der Mann doch auch in der Küche mal seine liebe Frau zum Tanz auffordern. Und wenn die Kinder dabei sind, dann haben diese gewiss ihre Gaudi, aber sie kriegen auch mit, dass Kirchweih etwas Besonderes ist“. Auch zum Ausfall der heurigen Kirtahutschn auf Bauernhöfen oder bei Trachtenvereinen kann man nach ihren Gedanken zumindest teilweise Ersatz schaffen, nämlich dann, wenn man daheim im Garten eine kleine Kirtahutsche für die Familie baut. „Mit ein bisschen Phantasie können wir – wenn auch anders – unsere Bräuche weiterhin feiern. Die Bräuche sind unsere Identität, unsere Wurzeln dürfen wir uns von keinem Virus abtrennen lassen“ – so Anja Voit, die an die Trachtler-Familien und besonders deren Kinder appelliert, Fotos zu machen oder Bilder zu malen. Themen und Motive könnten sein das Feiern von Kirchweih daheim. Die Werke wären dann geeignet, in den Vereinskästen ausgestellt zu werden, gewünscht wird auch, dass diese zu Papier gebrachten Kirchweih-Eindrücke in Corona-Zeiten dem Chiemgau-Alpenverband zur Verfügung gestellt werden. Dessen Vorsitzender Michael Huber aus Rottau begrüßt die Initiative seiner Brauchtumswartin ausdrücklich, er sagt dazu: „Das Feiern ist das Eine, wenn das aber nicht wie gewohnt möglich ist, dann ist es eine große Hilfe, wenn wir mit Ersatz-Aktivitäten das Bewusstsein für die bei uns gewachsenen und unser Leben prägenden Bräuche gerade bei den Kindern und Jugendlichen wachhalten“.

Archiv-Foto/s: Hötzelsperger 1. Kirtanudel-Freuden in Unterwössen  2. Kirtahutsch-Freuden beim GTEV „Daxenwinkler“ Atzing 3. Kirchweih-Fahne „Zachhäus“ in Christkönig-Wildenwart

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