Miederprächtig - Kleidung der Heimat
Die Schätze waren bisher in den Sammlungen der Stadt Kronach bewahrt. Ein Teil wird erstmals öffentlich in der Sonderausstellung gezeigt. Es handelt sich dabei um schillernde Kränze, zierliche Mieder sowie farbenfrohe Tücher und Hauben. Bei der Eröffnung wirkte der Trachtenverein „D´Rosenbergler“ Kronach mit. rk
Kleidung kann vieles sein: nützlich, schick, bequem, teuer, modisch, für die einen ein Statement, für die anderen ein Gefühl – Heimat. Immer wenn Volksfeste locken, ob ein Kirchweihfest oder das Kronacher Freischießen, dann sieht man sie, die „Tracht“. Beliebt bei Jung und Alt sind sie, die Lederhosen, Janker und Dirndl in allen erdenklichen Kombinationen und Farben. Aber was ist Tracht überhaupt und welche Rolle spielt sie in unserer Region?
Erstmals steht die Tracht des Frankenwalds im Fokus einer Ausstellung. Faszinierende Schätze sind es, die goldschillernden Kränze aus Blütenschmuck und farbigen Glasperlen, die zierlichen Mieder in kreativem Mustermix, die farbenfrohen Tücher und Hauben in exotischen Formen. Dazu kaum bekannte Darstellungen von den Menschen in ihrer Kleidung aus drei Jahrhunderten. Die seltenen und kostbaren historischen Originalobjekte vermitteln im Zusammenspiel sehr anschaulich wie vielfältig und vielseitig die Trachten im Landkreis Kronach waren und wie sie sich in den unterschiedlich konfessionell und politisch geprägten Regionen des Frankenwalds entwickelt hat.
Die Sonderausstellung „Miederprächtig“ gliedert sich dabei in mehrere Kapitel und Abteilungen, in denen das Kulturgut Tracht aus unterschiedlicher Perspektive beleuchtet wird. Neben der allgemeinen Einführung in das Thema und einer kurzen Geschichte des Textilbestands im Frankenwaldmuseum, bildet die Kleidung der Frauen und Männer mit ihren Besonderheiten das Herz der Ausstellung. In den Kapiteln zur Tracht in Bezug auf Kunst und Politik wird das Thema kulturhistorisch geweitet und zeigt dessen gesellschaftliche Relevanz durch die Jahrhunderte. Mit der Trachtenerneuerung und Trachtenmode der Gegenwart schließt Miederprächtig inhaltlich ab.
Bei den ausgestellten Kostbarkeiten handelt es sich um die Höhepunkte der 130 Originale zählenden Trachtensammlung des Frankenwaldmuseums in Kronach, einem der bedeutenden Bestände zu regionalen Trachten in Bayern. Schon die ersten Inventare des 1890 gegründeten Hauses verzeichnen immer wieder historische Bekleidungsstücke. Über die Jahrzehnte und noch bis in die 1970er Jahre hinein wuchs die Textilsammlung schrittweise an. Die Enthusiasten der um 1925 begründeten „Frankenwald-Trachtengruppe“ um den Journalisten und Schriftsteller Andreas Bauer, den Verleger Oskar Link, den Künstler Gottfried Neukam oder den Blumenmacher Mathias Güthlein trugen damals viele wichtige Objekte zusammen und übergaben sie später an das Museum. Damals hatten über ein Jahrzehnt hinweg zahlreiche Sonderveranstaltungen des Frankenwaldvereins die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Bekleidung des Frankenwaldes gelenkt, so die Trachtenfeste in Lahm (1926) und Naila (1928) oder die Trachtenumzüge in Kronach 1926 und 1927. In den ersten Jahren der NS-Diktatur fanden in Franken dann nationale Veranstaltungen wie der Trachtenumzug in Lauf/ Pegnitz im Zuge des NSDAP-Reichsparteitags in Nürnberg (1934) oder das 4. Deutsche Trachtenfest in Bayreuth (1937) statt.
Der interessante Kronacher Trachtenbestand blieb lange unausgestellt. Das änderte sich erst 2018, als im Zuge der gleichnamigen Doktorarbeit von Meike Bianchi-Königstein zu Mode und Tracht in Oberfranken zwischen 1780 und 1910 auch die Sammlungen des Frankenwaldmuseums untersucht wurden. Es zeigte sich, dass das Trachtenkonvolut in Qualität und Quantität eine gute Grundlage für eine thematische Ausstellung bot. So entstand 2019 in Zusammenarbeit zwischen städtischem Museumsleiter, Alexander Süß, der Trachtenberaterin des Bezirks Oberfranken, Dr. Birgit Jauernig, und der ehemaligen Kronacher Kreiskulturreferentin Gisela Lang das Projekt „Miederprächtig“. Die ursprünglich für 2019 vorgesehene, durch die Oberfrankenstiftung und die Sparkassenstiftung Kronach unterstützte Ausstellung musste allerdings auf 2024 verschoben werden. Abweichend vom ursprünglichen Konzept, wurde inhaltlich eine Trennung zwischen den heute im Landkreis getragenen „lebendigen“ Trachten und der historischen Entwicklung der Tracht im Frankenwald vollzogen. Damit präsentiert sich das Projekt unter der Dachmarke „Kleidung als Heimat“ entsprechend mit einer Wanderausstellung „VEREINt in Tracht“ und der Sonderausstellung „Miederprächtig. Trachtenschätze des Frankenwaldmuseums“.
Das Begleitprogramm setzt sich aus verschiedenen Angeboten zusammen. So ist die Veranstaltung „Schätze aus Kleiderschränken“, die erstmals im Juli in Steinbach am Wald durchgeführt wurde, ein kostenloses Beratungsangebot der Trachtenberaterin des Bezirks Oberfranken für Eigentümer historischen Trachtenkleidung. Um welche Kleidungsstücke handelt es sich, wozu dienten sie, was sind ihre Besonderheiten? Am 20. Oktober wird es ein vielfältiges Angebot geben: So findet der „7. Europäische Tag der Restaurierung“ des Verbands der Restauratoren (VdR) in der Ausstellung Miederprächtig statt. Die renommierte Textilrestauratorin Sibylle Ruß aus Bamberg wird anhand ausgewählter Stücke die komplexen Arbeitsschritte bei der aufwendigen Textilkonservierung vorstellen.
Miederprächtig. Kleidung als Heimat. Trachtenschätze des Frankenwaldmuseums
Sonderausstellung im Fürstenbau der Festung Rosenberg Kronach
02.08.-31.10.2024, immer Di.-So. 09.30-17.30 Uhr