Nikolausbrauchtum in Corona-Zeiten

Die Stadt Hauzenberg im nördlichen Landkreis Passau ist eine Hochburg, wenn es um das Brauchtum des Nikolausbesuches geht. In diesem Jahr werden aber die Nikoläuse vor eine ganz besondere Herausforderung gestellt. Doch eines ist den Heiligen Männern wichtig: „Die Kinder sollen nicht die großen Verlierer sein in der Corona-Zeit.“

Deshalb haben sich alle Nikolausgruppen der Stadt Hauzenberg, das sind die Nikolausgilde Hauzenberg, die Nikolausgemeinschaft Oberdiendorf und der Nikolausverein Germannsdorf, sowie die Vertreter des Trachtenvereins "D’Freudenseer" Raßreuth und der KAB Haag getroffen und sich mit der Frage beschäftigt, wie man das Brauchtum rund um den Nikolaus auch in diesem Jahr durchführen kann. Die Hauzenberger Nikoläuse haben ein Konzept entwickelt, das auch in diesem Jahr den Besuch der Kinder ermöglicht und das bereits über die Stadt- und Landkreisgrenzen hinaus Interesse gefunden hat.

Für Kinder sei es wichtig, dass der Nikolaus samt Knecht Ruprecht sie am Nikolausabend zu Hause besucht, so die einhellige Meinung. Sie sollten ein Stück Normalität erleben, zugleich sollte das Risiko einer Ansteckung komplett vermieden werden. Während der große Nikolauseinzug in Hauzenberg und auch in den Dörfern ausfallen muss, sollen die Hausbesuche angeboten werden. Dafür haben sich die Nikoläuse ein gemeinsames Konzept überlegt.

So sollen die Hausbesuche ablaufen: Nikolaus und Krampus kommen an die Haustüre, neben der die Eltern im Vorfeld die Säckchen gut sichtbar abgelegt haben. Das Nikolauspaar läutet (nur mit Handschuhen) und tritt dann so weit zurück, dass der Sicherheitsabstand eingehalten wird. Die Kinder und dahinter die Familie kommen an die Haustüre. Der Nikolaus begrüßt alle und teilt ihnen mit, dass es heuer nicht möglich ist, in die warme Stube zu kommen. Lob und Tadel sowie Lieder und Gedichte müssen leider ausfallen. Der Nikolaus erklärt den Kindern, er werde auch im nächsten Jahr wieder zu ihnen kommen. Zum Schluss nehmen sich die Kinder die neben der Haustür abgestellten Geschenke. Falls die Kinder Geschenke für den Nikolaus vorbereitet haben, zum Beispiel Bilder, dürfen sie diese in den Sack von Knecht Ruprecht legen. Der Nikolaus verabschiedet sich und zieht zum nächsten wartenden Kind weiter. Das alles wird in kurzer Form abgehalten.

Die Nikoläuse sind natürlich auch für alternative Orte, wie einen Besuch im Garten, vielleicht am Feuerkorb, bei Kerzenschein oder brennenden Fackeln aufgeschlossen. Die Nikolausgruppen betonen ausdrücklich, dass auch Familien in Mehrfamilienhäusern besucht werden. Auch Besuche in Kindergärten, Schulen, Seniorenheimen und bei Vereinen wurden besprochen. Hier entscheidet jede Nikolausgruppe alleine. Wichtig ist, dass ein schriftliches Hygienekonzept vorliegt, das dem momentan geltenden Standard der Staatsregierung beziehungsweise des Ordnungsamtes entspricht und eine Woche vor dem Besuch vorliegen muss.

Um die große Menschenansammlung bei den Nikolauseinzüge zu vermeiden, werden diese in diesem Jahr ausfallen. Als Ersatz wird einmalig ein Video gedreht, am Nikolaustag, 5.Dezember, ab 15 Uhr auf den Internetseiten der Nikolausgruppen veröffentlicht und bis 6. Dezember um Mitternacht freigeschaltet bleiben. Im Video wird stellvertretend für alle Nikoläuse ein Bischof Nikolaus eine vorweihnachtliche Geschichte erzählen und so auch in die Wohnzimmer vieler Familien und Kinder kommen.

Thomas Plankl, Vorsitzender des Trachtenvereins D’Freudenseer, ist mit der gemeinsam erarbeiten Lösung für die Nikolausbesuche in Hauzenberg und Umgebung sehr zufrieden. „Auch wenn es in diesem Jahr ein kurzer Besuch bei den Kindern werden wird, so können wir einen kleinen Beitrag zur Normalität in diesem Corona-Jahr beitragen. Nicht nur die Kinder sind dabei die Gewinner, sondern auch die Pflege des Nikolausbrauchtums.“

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