Das Haus vom Baumsteftenlenz
Trachtler besuchten Geburtshaus von Paul Friedl
Eine Fahrt von Spiegelau nach Finsterau ist für viele nichts Bedeutendes. Für den Trachtenverein D’Schwarzachtaler war es hingegen etwas ganz Besonderes. Sie besuchten das Geburtshaus ihres Gründervaters Paul Friedl im Freilichtmuseum. Das Haus war dem Verfall preisgegeben. Weder der Trachtenverein noch die Gemeinde Spiegelau hätten es erhalten können. Es wurde deshalb 2018 im Spiegelauer Ortsteil Pronfelden Stein für Stein abgetragen und im Freilichtmuseum wieder aufgebaut.
Paul Friedl interessierte sich für die Anliegen der Heimat und das Brauchtum. Er fuhr öfter mit dem Zug von Zwiesel nach Spiegelau und fand dort Gleichgesinnte. Sein kleines Taschengeld reichte in den 1920er Jahren gerade einmal für die Bahnfahrt und zwei Halbe Bier. Den Heimweg musste er manchmal zu Fuß antreten.
Laut der Gründungsurkunde war es dann Anfang März 1922 soweit, dass der erste Heimatverein in Spiegelau gegründet werden konnte. Hans Radlinger, Paul Köppl und Hans Blöchinger hießen daneben die Gründungsmitglieder. Letzterer übernahm dann auch den Vorsitz.
Paul Friedl oder der „Baumsteftenlenz“, wie er nach dem Hofnamen seines Großvaters auch genannt wurde, war daneben auch Gründer der Heimatvereine von Zwiesel und Frauenau. Er hat den „Zwieseler Fink“ und das „Ostbairische Volksmusik- und Volksliederarchiv Zwiesel“ ins Leben gerufen. Er war Wiedererwecker der Arberkirchweih, hat 32 Romane und 23 volkskundliche Werke geschrieben, war Musikant und Texter vieler Heimatlieder. Heute würde man sagen, er war ein „Allrounder“, denn er hatte Talente als Holzschnitzer, Sägearbeiter, Humorist, Leiter einer Theatergruppe, Redakteur einer Zeitung und noch einiges mehr.
Im Geburtshaus sind viele seiner Werke zu sehen und sogar im Originalton zu hören. Die Trachtler aus Spiegelau wünschen dem Haus, dass es ein Ort der Begegnung wird, dass sich Menschen aus Nah und Fern dort treffen und der Heimatdichter nicht in Vergessenheit gerät.
Damit er in Spiegelau nicht vergessen wird, hat der Trachtenverein im Jahr 2021 eine Gedenkstele auf dem Haselbeck-Grundstück, wo bis vor ein paar Jahren das Geburtshaus gestanden hatte, errichtet. Dort wird jedes Jahr zu seinem Geburtstag am 22. Mai eine Maiandacht abgehalten.
Ein Zitat von Paul Friedl lautet: „Wir Niederbayern sind keine niedern Bayern.“ Der Grundsatz vieler Trachtenvereine lautet „Treu der Sitt, treu der Tracht, treu der Heimat.
Bilduntertitel: D’Schwarzachtaler Trachtler (v.l.) Gerhard Schmid, Vorsitzende Marianne Schmid, Maria Herzog, Lisa Maier, Karola Friedl, 2. Vorsitzender Daniel Burghart, Corinna Kornexl, Hilde Herzog, Ilse Büchler
(Bericht und Bild: Marianne Schmid)