Der Inngau stellt sich vor

Der bayerische Inngau-Trachtenverband richtet dieses Jahr die Landestagung des bayerischen Trachtenverbandes am 10. und 11. Oktober in Oberaudorf aus. Der Gauverband wurde 1903 gegründet und ist mit seinen 39 angeschlossenen Vereinen und über 13.500 Mitgliedern der drittgrößte Gauverband im Bayerischen Trachtenverband. Das Gaugebiet erstreckt sich dabei von der österreichischen Grenze in Kiefersfelden den Inn entlang über Rosenheim, Bad Aibling und Grafing bis nach Rott am Inn und von Neuötting bis Simbach am Inn. Diese Landschaft wird auch im seit 1920 verwendeten Gauzeichen sichtbar. Es zeigt die Burg Neubeuern als weithin sichtbaren Mittelpunkt des Inntals. Der hellblau dargestellte Inn fließt durch die vielen dunkelgrünen Wälder und hellgrünen Wiesen. Dazu sind im Hintergrund die Berge, welche den Inn säumen, in blau und grau zu sehen.

Durch die Nähe zu Tirol wurde 1903 zuerst der „Tirolisch-bayerische-Inngauverband“ gegründet. Durch Meinungsverschiedenheiten mit den Tiroler Vereinen kam es jedoch bereits 1905 zur Trennung und anschließenden Gründung des „Bayerischen Inngauverbandes“, der später um Verwechslungen zu vermeiden in „Bayerischer Inngau-Trachtenverband“ umbenannt wurde. In seiner Antrittsrede richtete der frisch gewählte 1. Gauvorstand Flori Waroschitz aus Rosenheim 1903 folgende Worte an die Trachtler: „Haltet fest zusammen in den Vereinen, veranstaltet volkstümliche Feste und sorgt für frischen Nachwuchs. Lernt die schönen Alpenlieder und zieht gute Plattler, welche dem Verein und dem Gau zur Ehre sind.“

Diesem Auftrag folgen die Trachtler des Inngaus auch heute noch:

Der Zusammenhalt wird gerade beim jährlichen Gaufest spürbar, welches in Absprache mit den umliegenden Gauverbänden auf den 2. Sonntag im Juli festgelegt wurde. Das erste Gaufest des Inngaus fand 1904 in Oberaudorf statt, denn der dort ansässige Verein „d‘ Luegstoana“ Oberaudorf ist eines der Gründungsmitglieder des Gauverbandes. Auch 1949 wurde das erste Gaufest nach dem Krieg wieder in Oberaudorf abgehalten. Dieses Jahr hätte der Inngau sein 100. Gaufest in Ostermünchen mit über 4.500 Trachtlern gefeiert. In diesem Zuge war auch eine Ausstellung zu den 100 Gaufesten geplant. Durch die aktuelle Lage muss das 100. Gaufest jedoch leider als Ausfall in die Chronik aufgenommen werden.

Die Jugendarbeit findet neben den wichtigen wöchentlichen Proben und Anstrengungen in den Vereinen an besonderen Jugend- und Brauchtumstagen ihren Höhepunkt. So fanden solche Tage z. B. bereits in Amerang, Vogtareuth oder Bad Aibling statt. In verschiedenen Stationen wird das Wissen über alte Bräuche und Handwerk an die Jugendlichen weitergegeben. Auch der jährliche Gaujugendtanz oder das Zeltlager in Holzhausen fördern die Gemeinschaft, den Austausch und die Freundschaft zwischen den Vereinen.

Die Musik hat natürlich auch heute noch ihren festen Platz. Ob bei musikalischen Frühschoppen, gemeinsamen Singstunden, Gausingen und -musizieren bei Erwachsenen oder in der Jugend und der musikalischen Umrahmung fast jeder Veranstaltung, überall klingt’s im Inngau.

Die Plattler und Tänze gehören seit jeher zu den Trachtenvereinen. Bereits 1905 fand das erste Preisplattln beim Gaufest in Degerndorf statt und seit 1964 wurde das Gaupreisplattln fest in den Jahresablauf eingeplant. Ab 1966 konnten sich auch die Dirndl am Gaudirndldrahn beteiligen und seit 1977 finden Gaupreisplattln und Dirndldrahn im jährlichen Wechsel statt. Aus den besten Teilnehmern wird seit 1971 die Gaugruppe und beim Jugendpreisplattln seit 1993 die Gaujugendgruppe gebildet. Diese repräsentieren unseren Gauverband bei verschiedensten Anlässen nach außen und haben bei Gauball, Gauheimatabend oder Gaujugendtanz mit ihren Auftritten einen festen Platz.

Doch auch die heute bestehenden Sachausschüsse, die von Waroschitz in seiner Antrittsrede nicht explizit genannt wurden finden bereits im ersten Protokollbuch ihren Platz. So beginnt der erste Eintrag wie folgt: „Sitt und Tracht der Alten wollen wir erhalten, mit diesen Worten wollen wir ins Leben treten und es ist unsere höchste Pflicht, die Trachten, Sitten, Gebräuche und die Sprache unserer Vorfahren zu pflegen und dem Modetum Einhalt zu bieten.“

Als Tracht überwiegt im Inngau bei den Frauen das Kassettl mit dem aufwändig bestickten Inntaler Quastenhut, manchmal werden auch Schalk oder Mieder von den verheirateten Frauen getragen. Bei der Männertracht herrscht die Miesbacher- oder Gebirgstracht mit gelb- oder grüngestickter Lederhose, Miesbacher Joppe und Miesbacher Scheibling oder Inntaler Hut vor. Es gibt jedoch auch ein paar Vereine, die ihre örtlichen Volkstrachten erhalten haben und diese regelmäßig tragen.

Das Brauchtum und die Mundart haben im Jahreslauf und Leben eines jeden Trachtlers einen hohen Stellenwert. Damit dies auch so bleibt, leistet das Sachgebiet mit der Veranstaltung von Mundartabenden und der Beteiligung an verschiedenen Brauchtumsaktionen oder den Jugend- und Brauchtumstagen einen wichtigen Beitrag.

So bleibt als Fazit: Im Inngau is einfach für jed‘n wos dabei! Denn neben den bereits in den Gründungsreden beauftragten Tätigkeiten, die oben beschrieben wurden, gibt es noch viele weitere Veranstaltungen wie die jährliche Gauwallfahrt nach Schwarzlack, die Teilnahme am Erntedankfest in Rosenheim, die Beteiligung an der Oidn Wiesn in München oder der Grünen Woche in Berlin und vieles mehr. So werd uns Inngautrachtler im normalen Trachtenjahr gwies ned langweilig!

Leider ist dieses Jahr natürlich alles anders. Langweilig ist es jedoch gerade den Planern der Landestagung mit den sich immer wieder ändernden Auflagen trotzdem nicht geworden. So wurden verschiedene Varianten ausgearbeitet, Teilnehmerzahlen geprüft, Örtlichkeiten verschoben und trotzdem ist immer noch nicht klar, wie die Tagung im Oktober dann tatsächlich stattfinden kann und darf. Hoffen wir das Beste, sodass wir möglichst viele Delegierte in Oberaudorf begrüßen dürfen!

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